Vermehrst du noch oder Züchtest du schon?

 


Der Gedanke mit der Zucht zu beginnen

Einführung
Zucht ist eine sehr ernste Entscheidung und besteht aus sorgfältiger Planung und klaren Zielen.
Es bedarf auch viel Zeit, Geld, Energie und Wissen.
Bei der Entscheidung, Ratten zu züchten, gibt es viele Dinge die gut überlegt sein sollten.
Hast du genug Geld und bist du bereit es in deine Zucht zu investieren?
Bist du bereit, viel Zeit für deine Ratten zu opfern?
Weißt du, was in Notsituationen zu tun ist?

Vor der Zucht - die Kosten:
Bevor man anfängt Ratten zu züchten, müssen viele Faktoren berücksichtigt werden.
Zeit, Geld, Energie, Platz, Ressourcen und Ziele.
Dies ist alles sehr wichtig bei der Entscheidung, ob man die Grundlage zur Zucht erfüllen kann, denn das Wohlergehen der Tiere,
sowie der Erfolg als Züchter, hängt von diesen Faktoren ab.

In erster Linie kann die Zucht sehr teuer sein.
Ratten müssen gute Käfige haben, da Bewegungseinschränkung Aggression, Stress und letztlich Krankheit und Tod verursachen kann.
Ratten müssen auch gute Nahrung zur Verfügung haben, die aufgrund ihres Nährwertes sehr teuer sein kann, vor allem bei der Aufzucht wächst der Bedarf.
Auch Beschäftigungsmöglichkeiten (Spielzeug) ist notwendig, da sie den Ratten die Stimulation und Übung geben, die sie brauchen.
Ein Fachkundiger Tierarzt muss immer zur Verfügung stehen (Tag und Nacht bei Not).
Also bedarf es einer Notfallkasse für den Fall der Fälle (Krankheit, Kaiserschnitt, medizinische Versorgung, Kotproben Check).

Kommen wir zur Ausstattung:
Beim Beginn einer Zucht braucht man mindestens zwei große Käfige passend zur Anzahl der Tiere.
Wer hier also denkt, dass man mit zwei Volieren und je 5 Zuchttieren vorwärts kommt, irrt.
Denn man muss bedenken, dass man von jedem Wurf auch Tiere für die Weiterzucht behalten sollte, um überhaupt seine Linien aufrecht zu erhalten, dazu kommt die Tatsache
,dass es durchaus passieren kann, dass der komplette Wurf bleibt, wenn man keine vernünftigen Abnehmer hat.
Dies ist ein ganz Wichtiger Fakt: immer so viel Platz zu haben, dass man solche Situationen auch auspuffern könnte.
Auch kommt es durchaus vor, dass bereits vermittelte Tiere zurück kommen. Ein ganz wichtiges Detail einer Zucht: seine Tiere immer zurückzunehmen.

Dann benötigt man mehrere kleinere Käfige.
Für Krankheit und Quarantänezwecke und natürlich für die Aufzucht, da man nie nur einen Wurf ansetzt, damit man ggf. 1–2 Ammen für die Not zur Verfügung hat, braucht man natürlich mehrere.
Diese sollten natürlich auch ausreichend Platz vorweisen, damit die Welpen sich bei beginnender Aktivität auch voll entfalten können.
Nach der Geschlechtertrennung, sollten die Weibchen in einen geeigneten Käfig umziehen, die Jungs ebenso.

Zusammengefasst:
2 große Anlagen für beide Zuchtgeschlechter, min 3 Aufzuchtkäfige, min 2 Käfige für Krankheit und Quarantäne und nochmal min 2 nach der Geschlechtertrennung.

Wie man jetzt schon erahnen kann, summieren sich die Kosten schnell.
Damit sind alle notwendigen Kosten aber immer noch nicht gedeckt. Es fehlt ja noch das Einstreu (staubfrei), Kuschelsachen, Rückzugsmöglichkeiten und Verstecke, Wasserflaschen, Näpfe u.s.w.
Zusätzliche Kosten, wie z. B. extra Spielzeug, natürlich die Tiere, Homepage, Tierarzt u.v.m dürfen auch nicht außer Acht gelassen werden.

Vor der Zucht - die Zeit:
Zucht ist nicht nur kostspielig, es kostet auch Zeit.
Ratten brauchen jeden Tag Aufmerksamkeit.
Adulte Tiere brauchen die Übung im Handling, Geselligkeit und möchten beschäftigt werden.
Babys brauchen Aufmerksamkeit, Übung im Handling, sowie die tägliche Überwachung, Bewegung und Beschäftigung.
Die Käfige müssen jede Woche gereinigt werden, Futter und Wasser müssen jeden Tag überprüft und erneuert werden.

Zucht nimmt auch viel nervliche Energie, abgesehen von der Zeit. Nicht alles verläuft immer wie geplant, es gibt erfreuliche Situationen, aber auch traurige.
Man muss dem ganzen emotional schon gewachsen sein.

Vor der Zucht - das moralische und ethische Dilemma:
Es gibt auch viele Notfalltiere die ihr Dasein bei Stationen fristen oder im Tierheim sitzen, meist ausgesetzt und weggeworfen, oder aus Überforderung eines unbedachten Rattenwurfs, weil man einmal Babys haben wollte.
Ratten sind beliebte Haustiere.
Sie werden jeden Tag in oder für Zoohandlungen gezüchtet, eigentlich als Futtertiere. Die Leute sehen diese süßen kleinen Tiere und beschließen sie mit nach Hause zu nehmen, oft aus Mitleid.
Die meisten Zooladen-Ladys sind bereits schwanger, so dass der ahnungslose gutmütige neue Besitzer dann plötzlich zwölf weitere Ratten sein Eigen nennen darf.
Leider sind die meisten Menschen am Ende maßlos überfordert und geben diese wieder an die Zoohandlung und wie schrecklich es hinter den Kulissen von Zooläden ist und die Tiere dort behandelt werden, muss ich wohl niemanden mehr erklären.
Da steht dann der Ladenangestellte und beteuert seine Sachkunde, dass es garantiert Gleichgeschlechtliche sind, und am Ende ist man mit Ratten überfüllt.

Man muss sich also ganz klar Fragen, ob man mehr Leben in eine bereits überfüllte Welt bringen will?
Es besteht also definitiv eine Notwendigkeit für verantwortungsvolle Züchter, aber ob man das Knowhow dafür hat, sollte man vorher prüfen.
Tiere die von verantwortungsvollen Züchtern kommen, haben immer ein Zuhause.
Ein verantwortungsvoller Züchter züchtet nicht mehr Tiere als "er oder sie" auch persönlich umsorgen kann.
Auch wenn die Babys reserviert sind, wird der Züchter sie nicht züchten, wenn er nicht jeden von ihnen selbst behalten könnte.
Denn Zucht sollte niemals mit Abgabedruck aus finanzieller Sicht oder Platzgründen stattfinden.
Verantwortungsvolle Züchter übernehmen auch die volle Verantwortung für jedes Baby, das bei ihnen geboren wurde.
Wenn aus irgendeinem Grund die Haltung bei den neuen Adoptanten nicht mehr möglich ist, wird der verantwortungsvolle Züchter sie jederzeit zurück nehmen.
Verantwortungsvolle Züchter züchten auch für Qualität, nicht Quantität.

Leider glauben viele Leute, dass Zucht bedeutet, zwei Tiere zusammen zu setzen. Das ist vermehren und weit entfernt von einer guten Zucht.
Das Ziel ist bessere Tiere, nicht mehr Tiere.
Um das zu erreichen, sollte kein Züchter mit Zooladentieren beginnen.
Das Problem mit Zooladenratten ist, dass man einfach nicht weiß, was man bekommt.
Klar man kann Glück haben und findet ein perfekt aussehendes, augenscheinlich gesundes und freundliches Tier, das keine Probleme hat, doch weiß man das sicher?
Zooläden führen keine Stammbäume oder Aufzeichnungen irgendwelcher Art. Sie züchten weder auf Charakter, noch für die Gesundheit.
Auch wenn das Tier zum Zeitpunkt des Kaufes gesund erscheint, kann es beispielsweise bereits früh, im Alter von acht Monaten, einen tödlichen Tumor entwickeln.
Es könnte auch Gene für eine potenziell tödliche Störung tragen, dass es an seine Babys weitergeben wird.

Verantwortungsvolle Züchter geben ihre Tiere niemals an einen Zooladen.

Ein weiterer Punkt ist Gesundheit und Charakter, diese beiden Punkte sind nichts, was man erreichen möchte oder sich als Ziel setzt, sie sind grundsätzlich ein Muss jeder Zucht.

In der Zuchtwelt gibt es viele heiß diskutierte Themen. Selektion und Inzucht sind zwei dieser empfindlichen Themen.
Selektion bedeutet, Tiere vom weiteren Zuchtweg auszuschließen, ja sogar ganze Linien einzustellen, wenn es sein muss.

Inzucht ist ein wichtiger Weg, den viele Züchter gehen.
Es geht um die Zucht von eng verwandten Tieren.
Manche Leute empfinden es als Tabu, etwas zu tun, das falsch ist und niemals getan werden sollte, denn es würde nur Probleme verursachen, aber das ist nicht der Fall.
Inzucht kann gut oder schlecht sein, aber alles hängt von den beteiligten Genen ab.
Wenn zwei Geschwister verpaart werden, werden ihre Züge sowohl in gut, als auch schlecht unterteilt.
Auch Unerwünschtes ist in diesem Fall das Ziel, denn so kann man entscheiden, ob es zum Ausschluss der Tiere kommt, oder eine ganze Linie eingestellt wird.
Durch sorgfältige Inzucht kann ein Züchter die Probleme bereits in der Linie erkennen und diese Probleme frühzeitig beseitigen.
Durch ständiges Auskreuzen (blutfremde Verpaarung) verbreitet ein Züchter jedoch nur die Probleme.
Eine einzelne Ratte kann ein schädliches rezessives Gen tragen.
Die Verpaarung dieser Ratte wird dieses schädliche Gen an die Hälfte der Nachkommen weitergeben.
Wenn diese Nachkommen dann verbreitet sind, wird das Gen weiter auf die nächste Hälfte weitergegeben, und so weiter.
Das bedeutet, dass durch jede Generation das Problem weiter verbreitet wird.
Inzucht aber deckt durchaus solche Gene auf und man kann handeln, vor allem um die Ausbreitung des Problems zu verhindern.
Da ein verantwortungsvoller Züchter die Selbstverständlichkeit darin sieht, gesunde Tiere zu züchten, muss der Züchter wissen, welche Probleme seine Ratten haben.
Durch ständiges Auskreuzen führt ein Züchter nur mehr Gene ein und bringt Eigenschaften hervor, die schädlich sein können.
Durch Inzucht werden alle Gene, sowohl gut als auch schlecht selektiert.

Da solche Gene konzentriert werden, können sie dann bewusst weitergegeben werden.
Das kann sich auf das Aussehen beziehen, wie Farbe oder Zeichnung, oder aber auf den Typ und die Gesundheit.

Vor Zucht - Wissen über die Genetik:
Jeder Züchter sollte gute Kenntnisse der Genetik besitzen.
Einige Gene können rezessiv sein, andere sind dominant und dann gibt es noch die codominanten (Polygene).

Gesundheit ist kein Gen, sondern wird weitgehend durch die Umwelt bestimmt. Jein. Gesundheit ist zwar nicht als Gen verankert aber durchaus steuerbar,
so sollten niemals Tiere weiter verpaart werden die eine Häufigkeit an Abszessen vorweisen, oder häufiger Tumore auftreten, auch immunschwache und Tiere mit Stoffwechselstörungen sollten nicht weiter verpaart werden.
Natürlich spielt dabei auch die Umwelt eine große Rolle, das ergehen des Muttertiers, das Aufwachsen der Welpen, die Auswahl des Futters.
Da alle verantwortungsvollen Züchter sich bemühen, ihren Ratten die bestmögliche Versorgung mit der geringsten Menge an Stress zukommen zu lassen, kann der Umweltfaktor vorübergehend außer Acht gelassen werden.
Wenn eine bestimmte Blutlinie für Tumore bekannt ist, sollte man diese Linie einstellen, bevor man mehr Tumor anfällige Ratten züchtet.
Nur mit den gesündesten Tieren sollte weiter gezüchtet werden, so hat man die Chance, mehr gesunde Tiere zu erzeugen.

Andere Merkmale können jedoch durch Gene kontrolliert werden.
Farben, die meisten Zeichnungen, der Felltyp und die Ohrform werden durch einzelne Gene gesteuert.
Eine Ratte kann mehrere Gene tragen, um eine bestimmte Farbe zu erlangen.
Einige Fell-Typen sind entweder rezessiv oder dominant. Das bezieht sich auch auf die Ohren.
Um diese Eigenschaften zu züchten, muss der Züchter eine gute Kenntnis über diese Genetik besitzen.
Meiner Meinung nach, nicht nur um zu wissen, ob das Gen dominant oder rezessiv ist, sondern auch, was das Gen tut.

Farben finden in unterschiedlichen Ländern andere Bezeichnungen oder sind genetisch sogar anders codiert.

Also der Schnelldurchlauf:
Ratten sollten eine abwechslungsreiche, gesunde Ernährung haben.
Die meisten kommerziellen Kornmischungen sind nicht gesund und in der Regel enthalten sie hohe Mengen an Luzerne.

Neben dem tatsächlichen Gewichtswert, sollte auch immer der allgemeine Zustand überprüft werden.
Ein gesundes Tier hat ein gutes Gewicht und gut verteilte Proportionen.
Nicht zu dünn und nicht zu dick.

Wenn das Weibchen tragend ist, ist eine gesunde Ernährung besonders wichtig.
Sie haben einen erhöhten Bedarf, brauchen eine höhere Menge an Proteinen, Kalorien und Kalzium als eine Ratte, die nicht tragend ist.
Die zusätzlichen Kalorien sind wichtig für das Weibchen, um ein gesundes Gewicht zu halten, da viel von ihrer Energie für die Entwicklung der Babys verbraucht wird.
Eiweiß und Kalzium sind auch wichtig für die Entwicklung der Babys.
Die Versorgung mit Folsäure erhält man über das Untermischen von Weizenkeimen.

Bei der Zucht sollte man immer daran denken, dass etwas schief gehen könnte.
Auch das gesündeste Tier kann plötzlich Schwierigkeiten bekommen.

Baby-Ratten entwickeln sich sehr schnell, oft zu schnell für unser Empfinden.
So wächst bei vielen der dauerhafte Drang, eigene Babys zu bekommen. Das aber ist ganz klar eigener Egoismus und kein Zuchtkriterium.

Verantwortungsvolle Züchter züchten für Qualität, nicht Quantität. Qualität bedeutet:
* Verbesserung der Art
* Nachkommen die eine deutliche Verbesserung gegenüber ihren Eltern zeigen.
* Verbesserung der Gesundheit
* jede Blutlinie, die ein genetisches Gesundheitsproblem vorweist, selbstverständlich einzustellen

* aggressive, oder nervöse Tiere aus der Zucht zu nehmen
* Gesamtverbesserung

* Tiere kommen nicht aus Zoohandlungen, oder von verantwortungslosen Züchtern. Auch sollte es nicht heißen, Herkunft unbekannt

* "Andere Züchter werden mir keine Tiere geben" ist eine Ausrede, dann sollte man sich fragen "warum"?

* man sollte nur von erfahrenen Züchtern, die genau wissen, was zu erwarten ist und wie man mit Problemen umzugehen hat, Tiere nehmen

* verantwortungsvolle Züchter testen ihre Blutlinien und kennen sie gut

* verantwortungsvolle Züchter ziehen nur so viele Tiere nach, die sie auch selbst behalten könnten
* alle Rentnertiere bis zum Tod bleiben und nicht als Ausgediente verschwinden müssen
* neue Halter müssen sorgfältig geprüft werden
* jedes Tier sollte vom Züchter zurück genommen werden, wenn man es nicht mehr behalten kann

* neue Züchter sollten immer unter der Anleitung und Hilfe eines erfahrenen Mentors arbeiten.

Die Risiken auf einen Blick:
Zucht ist immer riskant.
Man kann zehn erfolgreiche Würfe haben, dann plötzlich kommt die Katastrophe und man verliert den gesamten Wurf sowie die Mutter.

Dessen muss man sich immer bewusst sein und es auch verantworten können.