Ernährung

                               Futterkonzepte

Es gibt verschiedene Futterkonzepte nach denen Ratten ernährt werden. Ratten sind anspruchslose Allesfresser.
Als Basis ist ein Rattenfutter mit Körnern und Sämereien ideal.
Mit Pellets können sie dagegen eher wenig anfangen und auch mit Nüssen sollte aufgrund des hohen Fettgehaltes sparsam umgegangen werden.
Getreidekörner und beispielsweise Sonnenblumenkerne sind reich an pflanzlichen Eiweißen und Kohlehydraten, Inhaltsstoffen, die den Körperstoffwechsel aufrechterhalten.
Im Getreide sind zudem lebenswichtige Substanzen wie Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten.
Auf die Zufuhr von Vitamin C sind Ratten allerings nicht angewiesen, sie können diesen wasserlöslichen Bestandteil selbst produzieren.
Fette, insbesondere die lebensnotwendigen (essentiellen) Fettsäuren, brauchen Ratten natürlich auch.
Diese Stoffe finden sich hauptsächlich in Kürbis, Sonnenblumenernen und in den verschiedensten Nussfrüchten.
Auch freuen sich Ratten ab und zu über Cornflakes oder Haferflocken und natürlich ab und an über frisches Obst und Gemüse. Ratten mögen auch gerne Nudeln, Kartoffeln und gekochte Eier.
Eine andere Möglichkeit ist das Futter aus diversen, mehr oder weniger naturbelassenen Bestandteilen selbst zusammenzustellen.

Grob unterscheiden lassen sich somit:

  • Eigenmischung
  • Fertigfutter
    • industrielle Mischfutter
    • Pellets

 

 Unterschiedliche Futterkonzepte nach Kamphues et al. (2004)
Futtermittel Bestandteile Risiken
Eigenmischungen Getreide, Samen, Saaten, Nüsse, mit oder ohne Ergänzungen durch Obst und Gemüse
  • zu hohe Energieaufnahme?
  • Bedarfsgerechte Mineralstoff und Vitaminversorgung
  • Wasserangebot
Industrielle Mischfutter Getreide, Samen, Grünmehlpellets, Nüsse etc.
  • Selektion
  • Mangelnde Zahnabnutzung bei fehlendem Raufutter?
  • zu hohe Energieaufnahme?
  • Wasserangebot
Pellets teilweise ergänzt durch Raufutter
  • Ungenügende Struktur
  • Nährstoffüberdosierung
  • zu hohe Energieaufnahme?
Snacks -
  • zusätzliche Energie
  • Mineralstoff-Imbalanz
  • Tieruntypische Komponenten




Fertigfutter

Im Fachhandel werden diversen Fertigfutter, teilweise speziell für Ratten angeboten.

 

Der VdRD emfpiehlt folgende Fertigfutter:

  • Rattima
  • RUVO Nagerfutter ohne Pellets
  • Supreme Science Selective Ratte
  • Witte Molen Country Rat
  • JR Farm Rattenschmaus
  • JR Farm Wellnessfood
  • Multifit Rattenfutter Wildapfel-Banane
  • Altromin Haltungsdiät für Ratten

Vergleich des durchschnittlichen Bedarfs von Labortieren mit empfohlenen Fertigfutter des VdRD (Stand Mai 2013).

Nährstoff
Nährstoffbedarf

Haltung

Futtermittel
Rattima RUVO Nagerfutter ohne Pellets Supreme Science Selective Ratte Altromin Haltungsdiät für Ratten
Rohfaser
[%]
- 6,7 6,6 4 6
Rohfett
[%]
5 7 9 4 4
Rohprotein
[%]
5 - 8,5 14,4 11,6 14 19
Rohasche
[%]
- 3,2 2 5 7,5
Calzium
[%]
0,5 0,36 0,05 0,6 0,9
Phosphor
[%]
0,3 - 0,4 1,29 0,32 0,4 0,7
Natrium
[%]
0,05 - 0,02 - 0,2
-
Zusatzstoffe
Phosphor
[g/kg]
3 - 4 - - - -
Natrium
[g/kg]
0,5 - - 0,0002 -
Calzium
[g/kg]
5 - 0,5 0,0015 -
Kupfer
[mg/kg]
5 - 8 4,7 - 20 -
Eisen
[mg/kg]
35 - - 152 -
Mangan
[mg/kg]
10 - - 38 -
Zink
[mg/kg]
12 - - 62 -
Vitamin E
mg/kg
18 - 30 9,5 23 - 75
Vitamin A
IE/kg
4000 2565 4150 15000 15000
Vitamin D
IE/kg
1000 256 250 1500 600
Quelle S.o. Zooplus.de aqua-shop-online.de Zooplus.de Altromin.de - Ratte/Maus

"-" = Keine Angaben

 

Fertigfutter liefern zwar einen definierten Nährstoffgehalt, bergen insbesondere bei rationiertem Angebot oder ohne notwendige Ergänzung mit anderen Futtermitteln verschiedene Problematiken:

  • der Nährstoffgehalt orientiert sich in der Regel an im Labor ermittelten Bedarfswerte (erfüllt diese teilweise aber nicht, siehe Tabelle 3), die keine Allgemeingültigkeit haben und nicht an Heimtieren ermittelt wurden
  • bei Pelletfutter haben die Tiere keine Chance zur Selektion. Sie können weder auf einen erhöhten noch auf einen niedrigeren Bedarf reagieren. Als Folge nehmen sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zuviel oder zuwenige benötigte Nährstoffe auf
  • bei Mischfuttern können die Tiere selektieren, aber oft fehlt die nötige Auswahl. Bei rationiertem Angebot besteht ein hohes Risiko, dass verschiedene Tiere unterschiedlich selektieren und dadurch das Verhältnis des Futters für das einzelne Tier stark verändert wird
  • stark verarbeiteten Komponenten fehlt häufig die nötige Struktur und diese können das Selektionsverhalten beeinflussen

 

 

Nährstoffbedarf

In der Literatur finden sich Werte zum Nährstoffbedarf von Laborratten. Diese Werte können als Orientierung dienen, dürfen aber nicht als Richtwerte angesehen werden, da der Nährstoffbedarf jedes Tieres individuell ist. Bei Ratten wird der Nährstoffbedarf durch Entwicklungsstatus, Reproduktion, Alter, Geschlecht und genetische Grundlagen beeinflusst (ILAR 1995).

Zusätzlich muss insbesondere bei Naturprodukten die natürliche Schwankung des Nährstoffgehalts berücksichtigt werden.

Angaben in der Literatur sind daher Durchschnittswerte, die keine Allgemeingültigkeit haben und in manchen Fällen nicht zutreffen (ILAR 1995).

Nach der Gesellschaft fürs Versuchstierkunde (1998) gibt es vier fütterungstechnisch relevante Lebensphasen:

  • Wachstumsphase: Zusatzbedarf zum Aufbau von Körpersubstanzen, Aktivitätsleistung, Erhaltung und Aufrechterhaltung der Körpertemperatur
  • Haltungsphase: Ohne besondere Zusatzanforderungen
  • Trächtigkeitsphase: Erhöhter Bedarf durch das Wachstum der Jungtiere, insbesondere im letzten Drittel der Trächtigkeit
  • Laktationsphase: Erhaltungsbedarf, Milchproduktion
  •  

Für die Gesunderhaltung ist ein Kohlehydratanteil von rund 55%, ein Fettanteil von 3-5% und ein Eiweißanteil von 15-20% am günstigsten.
Höhere Eiweißanteile in der Nahrung haben nach neusten Erkenntnissen eine deutlich erhöhte Nieren- sowie Krebserkrankungsrate zur Folge.



 

Folgen von Über- oder Unterversorgung

Eine Über- oder Unterversorgung mit bestimmten Nährstoffen kann für den Organismus erhebliche Folgen mit sich bringen. 
Fehlen Nährstoffe im Futter und sind keine Reserven vorhanden, kann es zum Teilverlust bestimmter Funktionen wie beispielsweise dem Immunsystem oder im Extremfall zum Komplettverlust und Tod des Tieres kommen.
Eine Überdosierung kann zu Vergiftungserscheinungen oder zur Störung von Funktionen führen.

Im Folgenden werden einige Beobachtungen und Untersuchungen zu Fehldosierung von Nährstoffen bei Ratten beschrieben.

  • nach Whishaw et al. (1999) beinflusst das Futter maßgeblich das Wachstum. Futter kann jederzeit beschleunigend oder verlangsamend wirken
  • nach ILAR (1995) führt ein Fehlen von essentiellen Fettsäuren zu zahlreichen Symtomen wie verringertem Wachstum, Dermatitis, Nekrosen am Schwanz, Leberverfettung und anderen anatomischen und physiologischen Veränderungen
  • kohlenhydratfrei ernähte Ratten wurden in Versuchen nicht schwanger (ILAR 1995)
  • Proteinmangel führt zu verringertem Wachstum, Hypoproteinämie, Anämie, Abbau von Körperprotein, Muskelverlust und Abmagerung. Chronischer Mangel kann zu Ödemen, verändertem Sexualzyklus, Totgeburten und schwachen Jungtieren führen (ILAR 1995)
  • das Fehlen einzelner Aminosäuren kann zu reduzierter Futteraufnahme führen. Tryptophanmangel führt zu grauem Star und Haarausfall. Lysinmangel führt zu Zahnfäule, verminderter Kalziumeinlagerung in den Knochen, schwarzen Zähnen, gekrümmter Haltung und Ataxie. Methioninmangel kann Fettleber verursachen und Argininmangel zu vermehrter Urinausscheidung und Verlust wichtiger anderer Nährstoffe führen (ILAR 1995)
  • ein Mangel an Calzium und Phosphor führt zu vermindertem Wachstum, verringerter Futteraufnahme, gesteigertem Grundumsatz, reduzierter Aktivität, Osteoporose, Hinterbeinlähmung und inneren Blutungen (ILAR 1995)
  • fehlen Nährstoffe wie Kupfer während der Entwicklung kann es beispielsweise zu nachhaltigen Schäden des Immunsystems und Skellets kommen (ILAR 1995)
  • Überdosierung von Vitamin A kann zu Schäden der Knochen, Verkalkungen des Gewebes und Blutungen führen (ILAR 1995)
  • Christian et al. (1998) beobachteten bei einer Reduktion der Kalorienaufnahme auf 50 % bis
    80 % der adlibitum aufgenommenen Menge ein durchschnittlich geringeres Körpergewicht, verminderter Tumorrate und verlängerte Lebensdauer.

 

 

Eigenmischung

Eigenmischungen bieten dem Halter die Möglichkeit den Tieren qualitativ hochwertige Futtermittel entsprechend den Bedürfnissen der Tiere zur Verfügungen zu stellen. Hierbei ist unbedingt auf ein vielfältiges, bedarfsgerechtes Angebot zu achten. Eine Ratte kann nur dann entsprechend ihres Bedarfs selektieren wenn die benötigten Komponenten zur Verfügung gestellt werden.

Enthalten sein sollten ausreichend Komponenten aus den Gruppen:

  • Saaten, Samen und Getreide
  • Frischfutter: Gemüse, Obst und Grünfutter
  • Raufutter: Heu, getrocknete Kräuter
  • Tierische Produkte

 

Je nach Selektionsvermögen und körperlichem Zustand sollten dabei möglichst unverarbeitete Bestandteile verwendet werden.
Es gibt aufgund der Erfahrung verschiedener Rattenhalter einige Grundrezepte für Körnerfutter die als Ausgangsbasis verwendet werden und entsprechend den Ansprüchen der eigenen Tiere angepasst werden können.

Dabei ist darauf zu achten dass Frischfutter neben dem Körnerfutter eine wichtige Rolle spielt und in großer Vielfalt angeboten werden sollte.

Aufgrund von Schwankungen des Nährstoffgehalts in Naturprodukten, sowie dem individuellen Nährstoffbedarf und der unterschiedlichen Selektion in einer Gruppe ist es nicht ratsam den Ratten eine Mischung aus natürliche Bestandteilen rationiert anzubieten.

 

 Grundrezepte für Körnerfutter

Futter Bestandteile Empfohlene Ergänzung Quelle
Bielefelder Rattenfutter
  • 7 % Buchweizen
  • 9 % Dinkel
  • 15 % Hafer
  • 5 % Hanfsamen
  • 5 % ganze Maiskörner
  • 5 % Mohnsamen
  • 15 % Reis
  • 15% Roggenflocken
  • 5 % Rosinen
  • 4 % Sonnenblumenkerne
  • 15 % Weizenflocken
  • ½ hartgekochtes Ei pro Ratte und Woche
  • 1 Stückchen gekochtes Hackfleisch/Fisch oder 1 gekochtes Hühnerherz pro Ratte und Woche
Das-maeuseasyl.de
Tanjas Rattenfutter
  • 7 % Buchweizen
  • 15 % Dinkel
  • 7 % Hafer
  • 5 % Hanfsamen
  • 4 % ganze Maiskörner
  • 3 % Mohnsamen
  • 12 % Reis
  • 15 % Roggenflocken
  • 5 % Rosinen
  • 5 % Sesam
  • 5 % Sojaschrot
  • 2 % Sonnenblumenkerne
  • 15 % Weizenflocken
  • ½ hartgekochtes Ei pro Ratte und Woche
  • 1 Stückchen gekochtes Hackfleisch/Fisch oder 1 gekochtes Hühnerherz pro Ratte und Woche
Das-maeuseasyl.de
Murxsche Mischung
  • 15 % Glanz (Kanariensaat, Spitzsaat)
  • 15 % Amaranth
  • 15 % einer Hirsemischung (Japanhirse, Mannahirse, Platahirse, Rote Hirse, Senegalhirse, Silberhirse,….)
  • 10 % Hafer im Spelz
  • 10 % Quinoah
  • 10 % ungereinigte Gerste
  • 5 % Paddyreis
  • 5 % Grünkern
  • 2 % Grassamen
  • 2 % Dinkel
  • 1 % Kamut
  • 30 % Buchweizen
  • 20 % Kardisaat
  • 10 % Negersaat
  • 5 % Leinsaat
  • 5 % Sesam
  • 5 % Sonnenblumenkerne
  • 5 % Kürbiskerne
  • 5 % Hanfsamen
  • 5 % Dari
  • 2 % Mohn
  • 2 % (Marien)Distelsamen
  • 2 % Milo
  • 1 % Nachtkerzensamen
  • 1 % Chiahsamen
  • 1 % Zicchoriensaat
  • 1 % sonstige Sämereien (Salatsamen, Senfsaat, Mungobohnen, Rübsen, verschiedene Nüsse mit Schale etc.)
  • abwechlsungsreiches Frischfutter
  • tierische Produkte
Degupedia.de
Vanessa´s Rattenfutter
  • 2000 g Paddyreis
  • 2500 g Gerste
  • 2000 g Buchweizen
  • 1500 g Sonnenblumenkerne
  • 500 g (Nackt)Hafer (geschält)
  • 200 g Milo
  • 500 g Dinkel
  • 150 g Hanf
  • 100 g Dari
  • 250 g Kardi
  • 50 g Mariendistelsaat
  • 20 g Zirbelnüsse
  • 15 g Amaranth
  • 50 g Grasmix
  • 10 g Mungobohnen
  • 10 g Leinsaat (gold)
  • 50 g Perilla
  • 10g Sesam
  • 10g Quinoa
  • 25g Negersaat
  • 20g Gartenkressesaat
  • 10g Hagebuttenkerne
  • 10g Nachtkerzensaat
  • 10g Zichorie
  • abwechlsungsreiches Frischfutter
  • tierische Produkte
Degupedia.de

 

Gemüse
 

Brokkoli 

  • Die Stängel   

Champignons

  • gekocht oder roh  

Erbsen

  • Immer gerne! Egal ob Dose, frisch oder als Trockenflocken

Gurke

  • Ungespritzt und NICHT aus den Südländern! Zu hohe Belastung mit Spritzmittel!

Kartoffeln

  • nur gekocht und abgekühlt  

Kürbis

  • Immer gerne mit Kerne

Mais

  • Eines der Hauptnahrungsmittel

Möhren

  • Eines der Hauptnahrungsmittel, frische gut zum Zähneabnutzen

Paprika

  • Ohne Kerne  

Rote Beete

  • geschnitten

Salat

  • nur in kleinen Mengen! Enthält viel Nitrat
  • keinen Kopfsalat

Tomaten

  •  immer die reifen und ohne grüne Teile verfüttern!

Zucchini

  • auch gern mit Kerne

Früchte


Ananas

  • nur frisch! Die aus der Dose enthalten Zucker, wird nicht gut vertragen!

Äpfel

  • nur ohne Kerne

Bananen

  • selten und in nur kleinen Mengen!  

Birnen

  • ohne Kerne

Brombeeren

  • pro Tier nur 1-2 die Woche  

Blaubeeren

  • pro Tier nur 1-2 die Woche

Erdbeeren

  • Blätter können mit verfüttert werden

Hagebutte

  • kann unter das Trockenfutter gemischt werden

Himbeeren

  • pro Tier nur 1-2 die Woche

Heidelbeere

  • pro Tier nur 1-2 die Woche, Äste und Blätter dürfen gegeben werden

Kirschen

  • ohne Kerne

Mango

  • nur das Fruchtfleisch ohne Kerne

Melone

  • Kerne dürfen gefressen werden

Pfirsich

  • nicht zu häufig und ohne Kerne

Weintraube

  • kernlose
     
VORSICHT BEI:

Kernobst wie Kirschen, Pflaumen, Aprikosen oder Pfirsiche enthalten in ihren Kernen die Toxine Amygdalin und Prunasin, die im Organismus Blausäure abspalten, welches zu einer Blockierung der Zellatmung führt.
Vergiftungen können auftreten, wenn das Tier beim Fressen diese Kerne knackt.

Zitrusfrüchte am besten nicht verfüttern, zu viel Säure!  
Avocado-Sorten sind schwer giftig für Ratten!

---->Ein spannender Artikel zu Giftstoffen!<----