Futterkonzepte
Es gibt verschiedene Futterkonzepte nach denen Ratten ernährt werden. Ratten sind anspruchslose Allesfresser.
Als Basis ist ein Rattenfutter mit Körnern und Sämereien ideal.
Mit Pellets können sie dagegen eher wenig anfangen und auch mit Nüssen sollte aufgrund des hohen Fettgehaltes sparsam umgegangen werden.
Getreidekörner und beispielsweise Sonnenblumenkerne sind reich an pflanzlichen Eiweißen und Kohlehydraten, Inhaltsstoffen, die den Körperstoffwechsel aufrechterhalten.
Im Getreide sind zudem lebenswichtige Substanzen wie Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten.
Auf die Zufuhr von Vitamin C sind Ratten allerings nicht angewiesen, sie können diesen wasserlöslichen Bestandteil selbst produzieren.
Fette, insbesondere die lebensnotwendigen (essentiellen) Fettsäuren, brauchen Ratten natürlich auch.
Diese Stoffe finden sich hauptsächlich in Kürbis, Sonnenblumenernen und in den verschiedensten Nussfrüchten.
Auch freuen sich Ratten ab und zu über Cornflakes oder Haferflocken und natürlich ab und an über frisches Obst und Gemüse. Ratten mögen auch gerne Nudeln, Kartoffeln und gekochte Eier.
Eine andere Möglichkeit ist das Futter aus diversen, mehr oder weniger naturbelassenen Bestandteilen selbst zusammenzustellen.
Grob unterscheiden lassen sich somit:
- Eigenmischung
-
Fertigfutter
- industrielle Mischfutter
- Pellets
Futtermittel | Bestandteile | Risiken |
Eigenmischungen | Getreide, Samen, Saaten, Nüsse, mit oder ohne Ergänzungen durch Obst und Gemüse |
|
Industrielle Mischfutter | Getreide, Samen, Grünmehlpellets, Nüsse etc. |
|
Pellets | teilweise ergänzt durch Raufutter |
|
Snacks | - |
|
Fertigfutter
Im Fachhandel werden diversen Fertigfutter, teilweise speziell für Ratten angeboten.
Der VdRD emfpiehlt folgende Fertigfutter:
- Rattima
- RUVO Nagerfutter ohne Pellets
- Supreme Science Selective Ratte
- Witte Molen Country Rat
- JR Farm Rattenschmaus
- JR Farm Wellnessfood
- Multifit Rattenfutter Wildapfel-Banane
- Altromin Haltungsdiät für Ratten
Vergleich des durchschnittlichen Bedarfs von Labortieren mit empfohlenen Fertigfutter des VdRD (Stand Mai 2013).
Nährstoff |
Nährstoffbedarf
Haltung |
Futtermittel | ||||
Rattima | RUVO Nagerfutter ohne Pellets | Supreme Science Selective Ratte | Altromin Haltungsdiät für Ratten | |||
Rohfaser |
[%]
|
- | 6,7 | 6,6 | 4 | 6 |
Rohfett |
[%]
|
5 | 7 | 9 | 4 | 4 |
Rohprotein |
[%]
|
5 - 8,5 | 14,4 | 11,6 | 14 | 19 |
Rohasche |
[%]
|
- | 3,2 | 2 | 5 | 7,5 |
Calzium |
[%]
|
0,5 | 0,36 | 0,05 | 0,6 | 0,9 |
Phosphor |
[%]
|
0,3 - 0,4 | 1,29 | 0,32 | 0,4 | 0,7 |
Natrium |
[%]
|
0,05 | - | 0,02 | - | 0,2 |
-
|
Zusatzstoffe | |||||
Phosphor |
[g/kg]
|
3 - 4 | - | - | - | - |
Natrium |
[g/kg]
|
0,5 | - | - | 0,0002 | - |
Calzium |
[g/kg]
|
5 | - | 0,5 | 0,0015 | - |
Kupfer |
[mg/kg]
|
5 - 8 | 4,7 | - | 20 | - |
Eisen |
[mg/kg]
|
35 | - | - | 152 | - |
Mangan |
[mg/kg]
|
10 | - | - | 38 | - |
Zink |
[mg/kg]
|
12 | - | - | 62 | - |
Vitamin E |
mg/kg
|
18 - 30 | 9,5 | 23 | - | 75 |
Vitamin A |
IE/kg
|
4000 | 2565 | 4150 | 15000 | 15000 |
Vitamin D |
IE/kg
|
1000 | 256 | 250 | 1500 | 600 |
Quelle | S.o. | Zooplus.de | aqua-shop-online.de | Zooplus.de | Altromin.de - Ratte/Maus |
"-" = Keine Angaben
Fertigfutter liefern zwar einen definierten Nährstoffgehalt, bergen insbesondere bei rationiertem Angebot oder ohne notwendige Ergänzung mit anderen Futtermitteln verschiedene Problematiken:
- der Nährstoffgehalt orientiert sich in der Regel an im Labor ermittelten Bedarfswerte (erfüllt diese teilweise aber nicht, siehe Tabelle 3), die keine Allgemeingültigkeit haben und nicht an Heimtieren ermittelt wurden
- bei Pelletfutter haben die Tiere keine Chance zur Selektion. Sie können weder auf einen erhöhten noch auf einen niedrigeren Bedarf reagieren. Als Folge nehmen sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zuviel oder zuwenige benötigte Nährstoffe auf
- bei Mischfuttern können die Tiere selektieren, aber oft fehlt die nötige Auswahl. Bei rationiertem Angebot besteht ein hohes Risiko, dass verschiedene Tiere unterschiedlich selektieren und dadurch das Verhältnis des Futters für das einzelne Tier stark verändert wird
- stark verarbeiteten Komponenten fehlt häufig die nötige Struktur und diese können das Selektionsverhalten beeinflussen
Nährstoffbedarf
In der Literatur finden sich Werte zum Nährstoffbedarf von Laborratten. Diese Werte können als Orientierung dienen, dürfen aber nicht als Richtwerte angesehen werden, da der Nährstoffbedarf jedes Tieres individuell ist. Bei Ratten wird der Nährstoffbedarf durch Entwicklungsstatus, Reproduktion, Alter, Geschlecht und genetische Grundlagen beeinflusst (ILAR 1995).
Zusätzlich muss insbesondere bei Naturprodukten die natürliche Schwankung des Nährstoffgehalts berücksichtigt werden.
Angaben in der Literatur sind daher Durchschnittswerte, die keine Allgemeingültigkeit haben und in manchen Fällen nicht zutreffen (ILAR 1995).
Nach der Gesellschaft fürs Versuchstierkunde (1998) gibt es vier fütterungstechnisch relevante Lebensphasen:
- Wachstumsphase: Zusatzbedarf zum Aufbau von Körpersubstanzen, Aktivitätsleistung, Erhaltung und Aufrechterhaltung der Körpertemperatur
- Haltungsphase: Ohne besondere Zusatzanforderungen
- Trächtigkeitsphase: Erhöhter Bedarf durch das Wachstum der Jungtiere, insbesondere im letzten Drittel der Trächtigkeit
- Laktationsphase: Erhaltungsbedarf, Milchproduktion
Für die Gesunderhaltung ist ein Kohlehydratanteil von rund 55%, ein Fettanteil von 3-5% und ein Eiweißanteil von 15-20% am günstigsten.
Höhere Eiweißanteile in der Nahrung haben nach neusten Erkenntnissen eine deutlich erhöhte Nieren- sowie Krebserkrankungsrate zur Folge.
Folgen von Über- oder Unterversorgung
Eine Über- oder Unterversorgung mit bestimmten Nährstoffen kann für den Organismus erhebliche Folgen mit sich bringen.
Fehlen Nährstoffe im Futter und sind keine Reserven vorhanden, kann es zum Teilverlust bestimmter Funktionen wie beispielsweise dem Immunsystem oder im Extremfall zum Komplettverlust und Tod des Tieres kommen.
Eine Überdosierung kann zu Vergiftungserscheinungen oder zur Störung von Funktionen führen.
Im Folgenden werden einige Beobachtungen und Untersuchungen zu Fehldosierung von Nährstoffen bei Ratten beschrieben.
- nach Whishaw et al. (1999) beinflusst das Futter maßgeblich das Wachstum. Futter kann jederzeit beschleunigend oder verlangsamend wirken
- nach ILAR (1995) führt ein Fehlen von essentiellen Fettsäuren zu zahlreichen Symtomen wie verringertem Wachstum, Dermatitis, Nekrosen am Schwanz, Leberverfettung und anderen anatomischen und physiologischen Veränderungen
- kohlenhydratfrei ernähte Ratten wurden in Versuchen nicht schwanger (ILAR 1995)
- Proteinmangel führt zu verringertem Wachstum, Hypoproteinämie, Anämie, Abbau von Körperprotein, Muskelverlust und Abmagerung. Chronischer Mangel kann zu Ödemen, verändertem Sexualzyklus, Totgeburten und schwachen Jungtieren führen (ILAR 1995)
- das Fehlen einzelner Aminosäuren kann zu reduzierter Futteraufnahme führen. Tryptophanmangel führt zu grauem Star und Haarausfall. Lysinmangel führt zu Zahnfäule, verminderter Kalziumeinlagerung in den Knochen, schwarzen Zähnen, gekrümmter Haltung und Ataxie. Methioninmangel kann Fettleber verursachen und Argininmangel zu vermehrter Urinausscheidung und Verlust wichtiger anderer Nährstoffe führen (ILAR 1995)
- ein Mangel an Calzium und Phosphor führt zu vermindertem Wachstum, verringerter Futteraufnahme, gesteigertem Grundumsatz, reduzierter Aktivität, Osteoporose, Hinterbeinlähmung und inneren Blutungen (ILAR 1995)
- fehlen Nährstoffe wie Kupfer während der Entwicklung kann es beispielsweise zu nachhaltigen Schäden des Immunsystems und Skellets kommen (ILAR 1995)
- Überdosierung von Vitamin A kann zu Schäden der Knochen, Verkalkungen des Gewebes und Blutungen führen (ILAR 1995)
-
Christian et al. (1998) beobachteten bei einer Reduktion der Kalorienaufnahme auf 50 % bis
80 % der adlibitum aufgenommenen Menge ein durchschnittlich geringeres Körpergewicht, verminderter Tumorrate und verlängerte Lebensdauer.
Eigenmischung
Eigenmischungen bieten dem Halter die Möglichkeit den Tieren qualitativ hochwertige Futtermittel entsprechend den Bedürfnissen der Tiere zur Verfügungen zu stellen. Hierbei ist unbedingt auf ein vielfältiges, bedarfsgerechtes Angebot zu achten. Eine Ratte kann nur dann entsprechend ihres Bedarfs selektieren wenn die benötigten Komponenten zur Verfügung gestellt werden.
Enthalten sein sollten ausreichend Komponenten aus den Gruppen:
- Saaten, Samen und Getreide
- Frischfutter: Gemüse, Obst und Grünfutter
- Raufutter: Heu, getrocknete Kräuter
- Tierische Produkte
Je nach Selektionsvermögen und körperlichem Zustand sollten dabei möglichst unverarbeitete Bestandteile verwendet werden.
Es gibt aufgund der Erfahrung verschiedener Rattenhalter einige Grundrezepte für Körnerfutter die als Ausgangsbasis verwendet werden und entsprechend den Ansprüchen der eigenen Tiere angepasst werden können.
Dabei ist darauf zu achten dass Frischfutter neben dem Körnerfutter eine wichtige Rolle spielt und in großer Vielfalt angeboten werden sollte.
Aufgrund von Schwankungen des Nährstoffgehalts in Naturprodukten, sowie dem individuellen Nährstoffbedarf und der unterschiedlichen Selektion in einer Gruppe ist es nicht ratsam den Ratten eine Mischung aus natürliche Bestandteilen rationiert anzubieten.
Grundrezepte für Körnerfutter
Futter | Bestandteile | Empfohlene Ergänzung | Quelle |
Bielefelder Rattenfutter |
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Das-maeuseasyl.de |
Tanjas Rattenfutter |
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Das-maeuseasyl.de |
Murxsche Mischung |
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Degupedia.de |
Vanessa´s Rattenfutter |
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Degupedia.de |
Gemüse
Brokkoli
- Die Stängel
Champignons
- gekocht oder roh
Erbsen
- Immer gerne! Egal ob Dose, frisch oder als Trockenflocken
Gurke
- Ungespritzt und NICHT aus den Südländern! Zu hohe Belastung mit Spritzmittel!
Kartoffeln
- nur gekocht und abgekühlt
Kürbis
- Immer gerne mit Kerne
Mais
- Eines der Hauptnahrungsmittel
Möhren
- Eines der Hauptnahrungsmittel, frische gut zum Zähneabnutzen
Paprika
- Ohne Kerne
Rote Beete
- geschnitten
Salat
- nur in kleinen Mengen! Enthält viel Nitrat
- keinen Kopfsalat
Tomaten
- immer die reifen und ohne grüne Teile verfüttern!
Zucchini
- auch gern mit Kerne
Früchte
Ananas
- nur frisch! Die aus der Dose enthalten Zucker, wird nicht gut vertragen!
Äpfel
- nur ohne Kerne
Bananen
- selten und in nur kleinen Mengen!
Birnen
- ohne Kerne
Brombeeren
- pro Tier nur 1-2 die Woche
Blaubeeren
- pro Tier nur 1-2 die Woche
Erdbeeren
- Blätter können mit verfüttert werden
Hagebutte
- kann unter das Trockenfutter gemischt werden
Himbeeren
- pro Tier nur 1-2 die Woche
Heidelbeere
- pro Tier nur 1-2 die Woche, Äste und Blätter dürfen gegeben werden
Kirschen
- ohne Kerne
Mango
- nur das Fruchtfleisch ohne Kerne
Melone
- Kerne dürfen gefressen werden
Pfirsich
- nicht zu häufig und ohne Kerne
Weintraube
-
kernlose
Kernobst wie Kirschen, Pflaumen, Aprikosen oder Pfirsiche enthalten in ihren Kernen die Toxine Amygdalin und Prunasin, die im Organismus Blausäure abspalten, welches zu einer Blockierung der Zellatmung führt.
Vergiftungen können auftreten, wenn das Tier beim Fressen diese Kerne knackt.
Avocado-Sorten sind schwer giftig für Ratten!
---->Ein spannender Artikel zu Giftstoffen!<----