Biologie und Anatomie

Biologische Daten (ca. Angaben) :
Geburtsgewicht 4,5 - 5g
Sexualzyklus 4 - 6 Tage
Rattigkeit dauer 13-15 Stunden
Geschlechtsreife ab 35 Tag
Trächtigkeitsdauer 21 - 23 Tage
Wurfgröße 5 - 15 Junge
Körpertemperatur 37,5 - 38°C
Herzfrequenz 300 - 500 Schläge pro Minute
Atemfrequenz bis 170 Atemzüge pro Minute
Futtermenge 30 - 40g je Tier
Wassermenge 20 - 40ml je Tier
Verdauungszeit 12 - 24 Stunden
Lebenserwartung 2 - 3 Jahre

 

 

Die Wirbelsäule
der Ratte umfasst 7 Halswirbel, 13 Brustwirkel, 7 Lendenwirbel, das Kreuzbein und eine Vielzahl von Schwanzwirbeln. Entsprechend der Zahl von 13 Brustwirbeln verfügen Ratten über 13 Rippen.
Der Schultergürtel besteht aus Schulterblatt und einem gut ausgeprägten Schlüsselbein.
An den Vorderextremität befinden sich vier Finger und an der Hinterextremität fünf Zehen.
Die Zehen verfügen jeweils über krallenartige Nägel. Der erste Finger der Vorderpfote ist stark verkürzt, der Nagel abgeflacht. An den Zehenspitzen und Fußflächen befinden sich Ballen (Storch & Welsch 2006).

Der Rattenschwanz
dient als Balancierhilfe und der Temperaturregulation.
Der Rattenschwanz hat nur 5 % der Körperoberfläche, kann aber 17 % der Körperwärme ableiten.
Steigt die Körpertemperatur schwillt der Schwanz an.
Sie regulieren ihre Körpertemperatur, indem sie Blutgefäße im Schwanz zusammenziehen oder entspannen.

 

 

Hardersche Drüse
Im Lidsack des Auges befindet sich die Hardersche Drüse, die ein rot-braunes Sekret absondert, welches Porphyrine enthält. Dieses Sekret wird beim Putzen entfernt; das Vorhandensein dieses rötlichen Sekrets um die Augen und Nase weist auf ein vermindertes Wohlbefinden hin (weniger Putzen oder vermehrte Sekretion aufgrund einer Infektion der oberen Atemwege und/oder geseteigerte Stresssituationen). Zwischen dem Auge und der Ohrbasis gibt es eine extra-orbitale Tränendrüse.

 

 

 

Ratten haben die gleiche Bezahnung im Ober- und Unterkiefer.
Je Kieferhälfte gibt es einen Schneidezahn (Incisivus) der als Nagezahn bezeichnet wird.
Die oberen Schneidezähne sind 4 mm lang und 1,5 mm breit, die unteren 7 mm lang und 1,2 mm breit (Weijs 1975).
Sie sind wurzellos und wachsen während des ganzen Leben.
Deshalb ist ein perfekter Abrieb notwendig. 
Bitte immer mal wieder dem Tier ins Maul schauen damit kein Zahn sich eindreht.
Im Unterkiefer beträgt das Wachstum der Zähne etwa 1,8 - 3,8 mm pro Woche, im Oberkiefer 1,5 - 2,6 mm pro Woche, je nach Abnutzung. 
Auch kann ein Zahn schneller wachsen als ein anderer, wenn er abgebrochen ist. Die Vorderseite der Schneidezähne ist mit gelblichem Schmelz überzogen.

 Die Zahnformel (pro Kieferhälfte) lautet:

  • Oberkiefer: I1 C0 P0 M3 (=1003)
  • Unterkiefer: I1 C0 P0 M3 (=1003)

Der Unterkiefer der Ratte ist nicht verwachsen.
An der Stelle an der beide Unterkieferhälften zusammen treffen, befindet sich eine fasrige Verbindung. Die unteren Schneidezähne sind daher gegeneinander beweglich und können sich um 40° zueinander öffnen.

 

Fortbewegung nach Schleif (2001)

Fortbewegungsart Beschreibung
Kriechen/Krabbeln die Ratte liegt auf der Seite oder dem Bauch, zieht mit den Vorder- und schiebt mit den Hinterbeinen
Gehen vorwärts oder rückwärts; es werden nacheinander ein oder zwei Extremitäten angehoben und seitlich nach vorne geführt; der Körper ist kurz über/oder in Kontakt mit dem Boden, liegt diesem jedoch nicht auf; Schwanz wird hinterhergezogen oder horizontal getragen
Trippeln gehende Bewegung; der gesamte Körper wird über dem Boden getragen und speziell die Hinterbeine sind mehr gestreckt; der Schwanz berührt nicht den Boden. Besonders bei jungen und weiblichen Ratten
Trab diagonale Gangart; beim schnellen Traben sind abwechselnd zwei bzw. vier Extremitäten ohne Bodenkontakt; Schwanz ohne Bodenkontakt; Kopf immer in Bewegungsrichtung
Rennen schnellste Fortbewegungsart; das Tier biegt den Rücken,streckt anschließend die Hinterextremitäten sowie den Rumpf und landet auf den gestreckten Vorderextremitäten; Schwanz ohne Bodenkontakt und Kopf gerade
Bummeln Mischung aus Trippeln und Hüpfen; Geschwindigkeit variabel; mit plötzlichen Richtungsänderungen und Seitwärtssprüngen; endet abrupt
Hüpfen Form des Rennens, welches mit kürzeren Sprüngen und weniger Geschwindigkeit als beim Rennen ausgeführt wird. Wird oft bei Jungtieren beobachtet
Springen der Rücken wird gekrümmt, die hinteren Extremitäten erst gebeugt und anschließend schnell ausgestreckt; nach einem Sprung landet die Ratte mit den Vorderextremitäten zuerst.
Klettern die Ratte besteigt gehend oder rennend eine schräge oder vertikale Ebene; oder bewegt sich unter einer horizontalen Ebene hängend fort. Der Schwanz wird gegen den Untergrund gepresst, um Objekte geschlungen oder zum Balancieren benutzt
Schwimmen gleichsinnige Bewegung wie beim Gehen; auch tauchen ist möglich

 

 

Sinne

Visuelle Wahrnehmung:

Die visuelle Wahrnehmung spielt eine eher untergeordnete Rolle.
Ratten nehmen Lichtunterschiede wahr, ebenso ultraviolettes Licht (Kaliste & Mering 2010).
Die Stäbchen sind lichtempfindlicher, als die Zäpfchen und funktionieren am besten in der Dämmerung.
Farben werden schlecht gesehen, allerdings gibt es ein Unterscheidungsvermögen für Blau und Rot, Grün und Rot, Gelb und Rot, sowie Blau und Gelb, wohingegen zwischen Grün und Gelb sowie Grün und Blau nicht unterschieden werden kann (Schleif 2001).

 

Olfaktorische Wahrnehmung:

Der Geruch ist einer der wichtigsten Sinne der Ratten. 
Er gibt den Tieren wichtige Hinweise über Umwelt und Artgenossen.
So werden über den Geruch wichtige Informationen wie Geschlecht, Identität, sozialer Status, Fortpflanzungsbereitschaft ermittelt (Kaliste & Mering 2010).

Das olfaktorisch bedingte Erinnerungsvermögen hat sich bei Ratten als sehr robust und langlebig erwiesen (Schleif 2001).

 

Akustische Wahrnehmung:

Ratten können Geräusche zwischen 0,25 - 80 kHz wahrnehmen. 
Sie verfügen über ein reiches Repertoir an Lauten im Ultraschallbereich zwischen 22 und 80 kHz (Kaliste & Mering 2010).

Um ein Geräusch zu lokalisieren werden die Ohren vor- bzw. rückwärts bewegt oder ein- oder auswärts gedreht.
In der Ruhestellung formen die Ohren (von oben betrachtet) einen Winkel von 45° zur Längsachse des Kopfes. Der Kopf wird immer in Richtung der Geräuschquelle gehalten (Schleif 2001).

Geboren werden Ratten taub, die äußeren Ohren öffnen sich mit 2 bis 4 Tagen. Mit 7 oder 8 Tagen können erstmals durch akustische Stimulation hervorgerufene Nervenpotentiale abgeleitet werden.
Der äußere Gehörgang öffnet sich mit 12. bis 14. Tagen, dann steigt die Sensibilität des Hörvermögens (Schleif 2001).

 

Taktile Wahrnehmung:

Die taktile Wahrnehmung ist für Ratten äußert wichtig (Kaliste & Mering 2010). Tasthaare (Vibrissen) befinden sich nicht nur in großer Zahl um die Schnauze und über den Augen, sondern als sogenannte Leithaare auch an den Körperseiten und den Außenseiten der Extremitäten.
Allein an der Oberlippe finden sich beiderseits 50 - 60 kräftige, lange Tasthaare (Storch & Welsch 2006).

Sämtliche Tasthaare reagieren empfindlich auf Berühungen, wodurch die Tiere eine ausgezeichnete Orientierung im Nahbereich haben.
Selbst schwächste Luftbewegungen werden registriert, wodurch die Ratten auch etwas weiter entfernte Hindernisse wahrnehmen und so Entfernungen abschätzen können (Schleif 2001).

 

Gustatorische Wahrnehmung:

Ratten haben einen ausgeprägten Geschmackssinn.
Wenige Tage nach der Geburt sind die Jungen schon in der Lage, Geschmacksqualitäten wie "süß", "sauer", "bitter" und "salzig" zu unterscheiden (Schleif 2001).

Bereits zwei Tage alte Rattensäuglinge sind in der Lage, Geruchseindrücke mit Krankheitssymptomen zu assoziieren und diese später zu meiden (Schleif 2001).


Klimatisches empfinden

Ratten haben einen schmalen Thermoneutralbereich (28 - 32°C).
Sie können niedrigere Temperaturen gut tolerieren, höhere jedoch kaum.
Schnelle, starke Abkühlung führt jedoch zum Wärmezittern.
Raumtemperaturen von 19-24°C haben sich sehr gut bewehrt.
Sie ermöglichen den Tieren in ihren Käfigen die Realisierung von individuellen Behaglichkeitstemperaturen. Alle Abweichungen von mehr als 2-4°C vom Standard beeinflussen
physiologische Parameter, wie z.B. Durchblutungsverhältnisse, Kalorienverbrauch, Futteraufnahme
und Stoffwechselrate, sowie das Ruhe- und Schlafverhalten und die Spontanmotorik der Tiere.
Größere Schwankungen der relativen Luftfeuchte (40 - 70 %) sind dagegen zu vermeiden.
Sie belasten Schleimhäute und Atemwege mit der Konsequenz eines erhöhten Infektionsrisikos und möglicher Aufzuchtverluste.


Hohe Luftwechsel (also gute Belüftung), sind unabdingbar.
Dabei bitte darauf achten das die Tiere keine Zugluft abbekommen.
Nur so lassen sich Schadgase, insbesondere Ammoniak gut abführen.
Die zusätzliche Belastung der Luft mit Ammoniak reizt die Atemwege und begünstigt Infektionen mit
Mykoplasmose (Mykoplasma pulmonis), P. pneumotropica und  Pneumokokken (Strept. pneumoniae).

Einen Interessanten Artikel über die Mycoplasmose der Ratten findet ihr
HIER (Pdf).